Ein neues Auto, das die Zukunft verspricht, ist in der Autowelt schon mal gar nichts Neues. Wenn also nun BMW „die Zukunft des Automobils“ ausruft, ist erst einmal Vorsicht angezeigt. Fast jede Fahrzeugvorstellung bringt, glaubt man den Ankündigungen des Herstellers, ein völlig neues Stadium der Fortbewegung in die Welt. Wobei es dann Branchenregel ist, dass ein neues Auto möglichst viel Gewohntes der vorherigen Modelle enthält, um die Stammkunden nicht zu verschrecken – Klassiker und Branchenvorbild in diesem Sinne ist der VW Golf, der immer irgendwie bekannt aussehen muss.
In dieser Hinsicht ist das, was BMW jetzt wagt, durchaus eine Revolution, die das Versprechen ausnahmsweise mal einlöst. Der Münchener Autobauer hat anlässlich der Vorstellung seiner Jahreszahlen ein neues Auto gezeigt, das von überragender wirtschaftlicher Bedeutung für den Konzern werden soll. „Es ist die größte und weitreichendste Investition in der Firmengeschichte“, sagt Entwicklungsvorstand Frank Weber. Das Gefährt kommt nächstes Jahr auf den Markt, hat eine von Grund auf neu entwickelte Fahrzeugarchitektur mit einem elektrischen Antriebsstrang und einem Design, das nicht das Gewohnte fortschreibt, sondern mit ihm entschieden bricht. Es trägt noch den Namen Neue Klasse X, was unbedingt erklärt werden muss (später), wird aber natürlich anders heißen, wenn es kommendes Jahr zum Händler kommt.
Auch wer diesen X als Revolutionär anerkennt, muss eine bedeutende Einschränkung machen: Als Auto ist er eigentlich nichts Besonderes, nur als BMW. Es ist ein mittelgroßes SUV mit stämmigen Maßen, brettgleicher Front und vier paarweise hintereinander angeordneten Sitzplätzen (später werden es sicherlich fünf). Da war der i3 disruptiver, jener elektrische Stadtwagen mit Halbtüren, mit dem der Konzern vor zwölf Jahren versucht hat, die Elektroära einzuleiten und mit dem er dann am gewohnheitsseligen Markt gescheitert ist.