WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. ICONIST
  3. Unterwegs
  4. Jäger setzen auf Komfort: Über die Erfindung des Luxus-Hochsitzes

Unterwegs Jagen mit Komfort

Auf diesem Hochsitz bekommen Jäger keine kalten Füße

Ressortleitung Stil, Leben und Reise
Alubox auf Stelzen: Reviereinrichtungen der Firma Zauberjagd Alubox auf Stelzen: Reviereinrichtungen der Firma Zauberjagd
Alubox auf Stelzen: Reviereinrichtungen der Firma Zauberjagd
Quelle: Zauberjagd
Das Geschäft mit der Jagd boomt, denn die Waidleute stecken ihr Geld gerne in hochwertiges Equipment. Ein Start-up aus Rheinland-Pfalz baut nun komfortable Jagdstände mit Fußbodenheizung und USB-Steckdose.

Das Jägerleben hat so seine Tücken, und das fängt schon beim Hochsitz an. Im Sommer knallt die Sonne drauf und macht das stundenlange Ausharren bei der Ausschau nach Beute zur schweißtreibenden Ausdauerprüfung, im Winter pfeift der eisige Wind durch die Ritzen und lässt die Zehen in den Stiefeln taub und den Finger am Abzug steif werden. Über die Jahre werden die witterungsanfälligen Türmchen zudem noch wackelig und morsch.

Auch Patrick Jonas, ein passionierter Jäger aus Rheinland-Pfalz, hat schlechte Erfahrungen beim Besteigen von maroden Ansitzen gemacht. Einmal sei eine Leitersprosse unter seinen Füßen weggebrochen, wie er am Telefon erzählt, und er wäre um ein Haar in die Tiefe gestürzt. Mit seiner Firma Zauberjagd habe er daher einen Hochsitz entwickelt, mit dem er neue Maßstäbe in Sachen Sicherheit und Komfort setzen wolle. Die Konstruktion trägt die etwas sperrige Bezeichnung „Premium-Reviereinrichtung“ und ist in einem Outdoor-Showroom im Örtchen Klausen bei Trier zu besichtigen.

Fernab von Klassikern wie Hirschgulasch

Sie ruht auf einem Trägerwerk aus Stahl, die Kanzel besteht aus Aluminiumwabenprofilplatten, die von einen Stahlkorsett zusammengehalten werden und mit aufklappbaren Schießscharten versehen sind. „Es gibt ungefähr 90 Firmen, die Fertigeinrichtungen aus Holz bauen,“ sagt Jonas. „Ich wollte nicht der 91. Anbieter sein, sondern eine andere Materialqualität und eine bessere Ausstattung liefern.“

Das Offiziersmesser unter den Hochsitzen

Seine Erfindung ist das Schweizer Offiziersmesser unter den Hochsitzen. Die Schusshöhe des Türmchens ist variabel, es lässt sich abbauen und woanders wieder aufbauen, ohne an Standfestigkeit zu verlieren. Man kann es komplett verschließen, wodurch der Innenraum trocken bleibt und verhindert wird, dass sich Wespen- oder Hornissennester bilden und für böse Überraschungen sorgen.

Das Dach ist mit einer Solaranlage ausgestattet, die nicht nur eine Fußboden- und Sitzheizung mit Energie versorgt, sondern auch einen USB-Stecker zum Aufladen des Handy-Akkus und zwei Scheinwerfer, mit denen man das erlegte Wild in der Dunkelheit leichter aufspüren kann. Die Kanzel ist in vier Farbausführungen erhältlich – Schwarz, Rehbraun, Olivgrün, als Tarnmuster. Eine knallige Option soll bald hinzukommen. „Vielleicht ein leuchtendes Orange, wie es bei Treib- und Drückjagden eingesetzt wird“, sagt Jonas.

Geht seit fünf Jahren regelmäßig auf die Pirsch: Patrick Jonas, Gründer von Zauberjagd
Geht seit fünf Jahren regelmäßig auf die Pirsch: Patrick Jonas, Gründer von Zauberjagd
Quelle: Zauberjagd

Der Basispreis für die Alubox auf Stelzen liegt bei 15.500 Euro. Vier Stück seien schon verkauft, weiß Jonas zu berichten, und das Interesse der Fachpresse sei gewaltig. Auch der Jagd-Influencer und Bestsellerautor Fabian Grimm, ein ehemaliger Vegetarier, der inzwischen Fleisch von Tieren verzehrt, die er selbst erlegt hat, wolle sich einen Eindruck verschaffen und habe einen Besuch angekündigt.

Ein Besuch in diesem Restaurant ist ein Abenteuer

Das Geschäft mit der Jagd boomt. Knapp 400.000 Deutsche haben einen Jagdschein. Jahr für Jahr kommen mehrere Tausend hinzu, und viele davon stecken ihr Geld gern in langlebiges Equipment. Die Zielgruppe für einen eigenen Hochsitz ist zwar überschaubar, aber anspruchsvoll: Adelsfamilien und private Forstwirte mit eigenen Jagdrevieren, Unternehmer oder Privatiers, die Jagdreviere gepachtet haben.

„Viele Pächter haben eine weite Anreise zu ihrem Revier und wollen so viel Zeit möglich in der Natur verbringen“, sagt Jonas. Die nächste Ausbaustufe für seinen Edel-Hochsitz ist daher schon in Arbeit: eine Schlafkanzel mit richtigen Fenstern und integrierter Klimaanlage.

Dieser Text ist aus der WELT AM SONNTAG. Wir liefern sie Ihnen gerne regelmäßig nach Hause.

Quelle: Welt am Sonntag

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema

Themen